Junge Frauen für die Technik begeistern: Dafür wird bereits manches getan, wie beispielsweise die Girls‘ Days zum Reinschnuppern in naturwissenschaftlich-technische Berufe. Trotzdem sind Frauen in den MINT-Berufen – also Mathe, Informatik, Naturwissenschaft, Technik – laut einer internationalen Studie des Karriereportals StepStone immer noch eine Seltenheit. Wie sieht es bei VACUUBRAND aus? Wir haben nachgefragt und drei Frauen zum Interview gebeten: Dr. Barbara Richarz aus dem Produktmanagement, Sri Priya aus der Elektronikentwicklung, und Patricia Lang-Schreck aus der Qualitätssicherung. Sie berichten von ihren persönlichen Erfahrungen im technischen Umfeld.
Wie kamt ihr zum technischen Beruf?
Barbara: Mathe und Physik haben mich schon in der Schule gereizt. Wenn man das Prinzip einmal versteht, dann läuft es wie von alleine. Mein Vater hat mir außerdem den Spaß an der praktischen Technik vermittelt. Wir haben beispielsweise Fahrräder und Heizungen repariert. Das hat mich entscheidend geprägt, sodass ich dann Physik studiert habe und dort immer sehr anwendungsnahe Projekte gewählt habe.
Patricia: Bei mir war es ähnlich. Mein Vater ist Automechaniker, wir haben schon immer viel rumgeschraubt an Autos oder Traktoren. Deswegen habe ich dann eine Ausbildung als Mechatronikerin gemacht, weil es mich wirklich interessiert.
Sri Priya: In Indien gibt es in jeder Familie bereits zwei Ingenieure. Mein Vater wollte deswegen nicht, dass auch ich diesen Beruf ausübe. Aber ich habe einfach so gerne aus Neugier verschiedene Geräte auseinander genommen, um das Innenleben zu erforschen, wie beispielsweise das alte Radio meines Großvaters. Ich habe mich deswegen entschieden, trotzdem Elektroningenieurin zu werden.
Dr. Barbara Richarz ist Diplomphysikerin. Sie arbeitete jahrelang bei einer Firma für Oberflächenmesstechnik, wo sie unter anderem das Produktmanagement aufbaute. Bei VACUUBRAND ist Barbara Leiterin des Produktmanagements, entwickelt Produktideen und begleitet neue Artikel bei der Markteinführung und darüber hinaus. Sie fungiert als Schnittstelle zwischen Vertrieb mit Kundenwünschen auf der einen Seite und Technik mit konkreter Umsetzung auf der anderen Seite. Neue, innovative Produkte für den Labormarkt sind die Folge. In ihrer Freizeit ist Barbara gerne mit ihrem Hund unterwegs, beim Wandern oder entspannt sich beim Yoga.
Was ist als Frau in der „Männerwelt“ besonders?
Sri Priya (lacht): Wenn ich eine 20 Kilogramm schwere Pumpe heben soll, dann brauche ich Hilfe. Aber im Ernst, ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Zu Zeiten meiner Mutter war das anders, da hätte niemand einer Frau zugehört. Heute gibt es international viele Frauen sogar in Top Positionen. Ich glaube, es kommt nicht auf das Geschlecht an. Frauen sollten einfach das tun, was sie machen möchten. Es gibt ja auch viele Männer, die an Mode interessiert sind, alle Top Brands werden von ihnen geleitet.
Barbara: Als eine von fünf Frauen unter 250 Physikstudenten bin ich vor 30 Jahren schon aufgefallen – heutzutage ist der Frauenanteil in der Physik deutlich höher. Auch gehören Sprüche wie „Mädchen können das nicht“ oder „Gehen Sie doch lieber an den Herd“ inzwischen glücklicherweise der Vergangenheit an. Im Übrigen ist meine Erfahrung, dass das Arbeiten in gemischten Teams am besten funktioniert. Beide Seiten verhalten sich sozialer und verfallen weniger in stereotype Verhaltensweisen als unter ihresgleichen.
Patricia: Ich habe noch nie so darüber nachgedacht. Ich war schon immer privat und beruflich im sehr technischen Umfeld mit vielen Männern unterwegs. Zugegeben, man muss sich schon manchmal behaupten. Aber ich habe zum Glück noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Sri Priya ist Elektronikingenieurin. Sie hat sowohl in Indien als auch Deutschland studiert. VACUUBRAND ist ihre erste Arbeitsstelle, wo sie als Hardwareentwicklerin Schaltpläne für Platinen erstellt. Sie sorgt dafür, dass in manchen Fällen mehr als 100 Komponenten ihre Bestimmung auf einer nur 5 cm großen Leiterplatte erhalten. Die Herausforderung ist, dass zahlreiche Kriterien für eine funktionstüchtige Platine erfüllt sein müssen. Dafür arbeitet Sri Priya eng mit Konstrukteuren und Softwareentwicklern zusammen. Vor der Inbetriebnahme der fertigen Leiterplatte erfolgen aufwändige Messungen, um Hardware und Software zu prüfen. Zur Entspannung hört Sri Priya Musik, singt oder spielt traditionell indische Musik auf der Vina, einem gezupften Saiteninstrument.
Wie ist das Arbeiten in MINT-Berufen bei VACUUBRAND?
Patricia: Ich finde, dass schon viel gemacht wird, damit sich Frauen an die technischen Berufe heran trauen. VACUUBRAND nimmt ja beispielsweise am Girls‘ Day teil, und vermittelt in lockerer Atmosphäre einen konkreten Einblick in die Berufswelt.
Barbara: Ich arbeite sowohl mit Frauen als auch Männern sehr gerne zusammen. Nur bewerben sich weniger Frauen auf die ausgeschriebenen MINT-Stellen beispielsweise bei uns im Produktmanagement. Daher gibt es auch bei VACUUBRAND mehr Männer in den MINT-Bereichen. Dabei bietet VACUUBRAND eine flexible Arbeitszeitregelung, die ich als sehr hilfreich empfinde, um Beruf und Familie zu vereinbaren.
Sri Priya: Alle Kollegen sind sehr hilfsbereit zu neuen Mitarbeiterinnen wie mir. Ich wollte unbedingt in der Hardwareentwicklung arbeiten, und bin sehr froh, diese Chance als junge Frau direkt nach meinem Studium bekommen zu haben. Die gemischtgeschlechtlichen Teams arbeiten sehr gut zusammen, und von meinen Kollegen kann ich noch viel lernen.
Patricia Lang-Schreck ist Mechatronikerin und hat ihre Ausbildung bei der Firma Bosch gemacht. Dort konnte sie bereits Erfahrung in der Nachverfolgung von Bauteilen sammeln. Bei VACUUBRAND ist sie als Mitarbeiterin in der Qualitätssicherung in Zusammenarbeit mit den Prozessbeteiligten aus Technik, Fertigung und Einkauf für die Fehleranalyse und Ursachenermittlung zuständig. Dabei streckt sie ihre Fühler aus und findet beispielsweise heraus, ob das fehlerhafte Bauteil noch in andere Baugruppen eingebaut wird, in welche Länder und zu welchen Kunden es verschickt wird. Sobald sie die Ursache ermittelt, kann der Fehler behoben und die Qualität damit gesichert werden. Um Körper und Geist fit zu halten, macht Patricia regelmäßig Budo. Eine Mischung aus Kickboxen und Judo, die zur Selbstverteidigung dient.
Was bedeutet euch der Beruf?
Barbara: Ich finde es schön, dass ich meinen Weg im technischen Umfeld gefunden habe, (zwinkert) ich will auch nicht Bundeskanzlerin werden. Beruflich kann ich das ausüben, woran ich Spaß habe: im Team und im Kontakt mit vielen Menschen an spannenden und herausfordernden Themen an der Schnittstelle zwischen Markt, Vertrieb und Technik arbeiten.
Patricia: Mein Ziel ist, mich an mir selber weiterzuentwickeln, neue Aufgaben kennen zu lernen. Ich habe einfach Freude am Job in der Qualitätssicherung. Manche können das nicht verstehen, dass man sich gerne mit Problemen auseinandersetzt. Aber ich finde es sehr abwechslungsreich, mit vielen Leuten im Unternehmen Kontakt zu haben, um eine Lösung zu finden.
Sri Priya: Mein Beruf bedeutet sehr viel für mich. Es gibt jeden Tag so viel zu lernen und entdecken, es wird nie langweilig. Ich freue mich, irgendwann als selbständige Frau in diesem Bereich an meinem eigenen Projekt zu arbeiten. Bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Braucht es mehr Förderung für Frauen?
Sri Priya: In Deutschland gibt es schon einiges an Unterstützung, glaube ich. Ebenso in Indien, beispielsweise reservierte Studienplätze für Frauen. In anderen Ländern dagegen dürfen Frauen gar nicht studieren, da müsste viel mehr getan werden.
Patricia: Man sollte Frauen auch nicht auf Biegen und Brechen zu den MINT-Berufen bringen. Jemand, der sich dafür interessiert, wird den Job gut machen. Eine Frauenquote beispielsweise ist meiner Meinung nach deswegen nicht nötig.
Barbara: Es geht darum, eine Technikwelt zu formen, in der sich interessierte Frauen, die etwas beitragen können, wohlfühlen und auch dableiben. Das fängt in der Schule an, wo wir Mädchen für Technik begeistern können. Sie darauf aufmerksam machen, dass es ein interessantes Berufsfeld ist, wo andere Frauen bereits erfolgreich sind. Dann in der Arbeitswelt die nötigen Voraussetzungen schaffen, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch ein Mentorship wäre gut, bei dem junge Frauen nach dem Studium von erfahrenen Frauen gecoacht werden. Inzwischen ist man als Frau in der Technik kein Exot mehr. Ich freue mich über jede Kollegin, die neu dazu kommt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Natürlich arbeiten bei VACUUBRAND weitere Frauen in technischen Bereichen. Mit ihren Geschichten lassen sich viele weitere Seiten füllen. Es kann sein, dass wir bald wieder einmal über unsere Frauen in der Technikwelt berichten.